Darsteller: Hiam Abbass (Lilia) Hend El Fahem (Salma) Maher Kamoun (Chokri) Monia Hichri (Folla) Faouzia Badr (Die Nachbarin) Nadra Lamloum (Hela) Abou Moez El Fazaa (Der Chef) Salah Miled (Béchir)
Produktion: Alain Rozanes
Produktionsland: Tunesien/Frankreich
Produktionsjahr: 2002
Genre: Drama
Spieldauer: 95 Minuten
Sprache: Deutsch DD 2.0/Französisch DD 2.0
Untertitel: Deutsch
Ton: HiFi Stereo
Mehrkanalton: Dolby Digital 2.0
Bildformat: 1:1 85
Format: DVD
Medium: DVD
System: DVD
Tunesien gilt nicht gerade als Hort der Emanzipation. Dennoch kommen aus diesem Land Frauenfilme die auch bei uns auf Interesse stoßen. Raja Amaris Geschichte über eine tunesische Witwe die sich über antiquierte Moralvorstellungen hinwegsetzt und Lust am Leben gewinnt wurde zum Publikumsliebling des Forumprogramms der diesjährigen Berlinale. Nach Moufida Tlatli die mit "Palast des Schweigens" und "Zeit der Männer Zeit der Frauen" ein differenziertes Bild des Lebens in Tunesien zeichnete und das Verhältnis zwischen den Geschlechtern schilderte geht Raja Amari einen Befreiungs-Schritt weiter. Ihre Heldin Lilia ist zu Beginn eine dieser anständigen Frauen die ein Schattendasein führen. Die attraktive Witwe hält mit ihrem toten Mann Zwiegespräche werkelt im Haus und achtet darauf dass die Tochter nicht vom Pfad der Tugend abkommt. Als sie eines abends das Mädchen sucht landet sie im Nachtclub "Satin Rouge" und fällt beim Anblick von verführerischem Bauchtanz und mit Geldscheinen wedelnden Männern vor Schreck in Ohnmacht. Dennoch fasziniert sie die fremde Atmosphäre freundet sie sich mit der Startänzerin an und kehrt trotz moralischer Bedenken immer wieder an diesen Ort der Magie und Verlockung zurück. Und bald tanzt auch sie unter den fordernden Blicken der männlichen Zuschauer. Aus der unscheinbaren Hausfrau im Kittelkleid wird eine erotisierende Schönheit. Da bleibt es nicht aus dass es zu einer heißen Affäre zwischen Musiker und Mutter kommt. Was sie nicht weiß: auch die Tochter hat ein Verhältnis mit ihm. Geschickt verbindet Raja Amari zwei gegensätzliche Welten - die biedere des Tageslichts mit strengen Regeln und die verruchte der Nacht mit verbotenen Reizen. Entgegen arabischer Attitüde scheut sie nicht vor direkten Liebesszenen zurück. Die Absolventin der berühmten Pariser Filmhochschule FEMIS kratzt mit Verve an hehren Grundsätzen und scheinheiliger Doppelmoral die Frauen auf einen festen Platz in der Gesellschaft und Witwen zum körperlichen Neutralismus zwingen kleine Fluchten nur im Geheimen erlauben. Sie lässt ihre Protagonistin (Hiam Abbas mit großer Ausstrahlung) widersprüchliche Gefühle ausleben und Träume verwirklichen. Und mit der mehrdeutigen Schlussszene setzt sie ein ironisches Fragezeichen. Da verheiratet Lilia ihre Tochter mit dem ehemaligen Liebhaber. Eine Strategie ihn als Schwiegermutter für alle Fälle in der Nähe zu halten oder resignative Rückkehr zur sakrosankten Mutter-Rolle? Darüber rätselt man bei dieser Hymne an weibliche Erotik und Sinnlichkeit gerne. mk.
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