Auch im zweiten Teil seiner magischen Electronica-Nummernrevue zaubert Jean-Michel Jarre ohne Unterlass bunte Synthie-Böller und spektakuläre Kollaborationen aus seinem Hut. Dabei kontrastiert er Aufnahmen mit Künstlern wie Gary Numan Yello oder Pet Shop Boys die elektronische Sounds im Mainstream verankerten mit Stücken in denen er Pioniere des Genres wie Jeff Mills oder The Orb ins Rampenlicht rückt. Hinzu kommen einige Wildcards wie Cyndi Lauper Julia Holter oder Prima Scream - und unterm Strich ergibt das ein schillerndes mitreißendes Kaleidoskop das vom Dancefloor-Knüller bis zum athmosphärischen Stimmungsstück eine große Bandbreite abdeckt und auch seine emotionale Wirkung nicht verfehlt. Jarre schafft es wie schon im ersten Teil auch in diesen 18 Tracks wieder seinen Kollaborateuren typische Sounds zu programmieren die deren jeweiligen Charakter stärken ohne dabei seine eigene Handschrift zu verstellen. Spektakulär ist in dieser Hinsicht zum Beispiel der Track "Walking The Mile" mit der geisterhaften Stimme des 71-jährigen französischen Sängers Christophe mit dem Jarre schon 1973 zusammenarbeitete und dessen aktuelles Album "Les Vestiges du Chaos" im April 2016 auf Platz zwei in die französischen Charts einstieg. Weitere Höhepunkte sind Stücke mit jungen Künstlerinnen wie Peaches ("What You Want") oder Julia Holter ("These Creatures") sowie - herausragend - "Circus" mit dem Berliner Produzenten und Remixer Siriusmo alias Moritz Friedrich. Ein unerwartetes Glanzlicht setzen Yello mit dem langsamen Track "Why This Why That And Why?" in dem Dieter Meier seine Stimme irgendwo zwischen Leonard Cohen und Barry White ansiedelt. Und sehr schön passend schließt sich daran "The Architect" mit Jeff Mills an das ein wenig wie eine Hommage an Yello klingt. Jean-Michel Jarre widmete dieses Album dem Whistleblower Edward Snowden der in "Exit" einer hektischen Technonummer mit verfremdeter Stimme selbst zu Wort kommt. Und so wird auch die Zwiespältigkeit der digitalen Technologie thematisiert die dunkle Seite der Macht die sozusagen das Gegenteil dessen repräsentiert was Jarre mit seiner Musik bezweckt. Manfred Gillig-Degrave
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